Vom Couchpotato zum Super-Me - Wie Selbstoptimierung die moderne Welt regiert (20min-Version)

Feature von Svenja

Dauer: 20:17 Minuten

Audio-Nr: #3874

Inhalt: Zusammenschnitt aus: - Umfrage am Campus zu Selbstoptimierung (Was ist Selbstoptimierung? Positive und negative Formen? Betreibst du selbst sportliche Selbstoptimierung? Benutzt du dabei Technik?) - Interview mit Sophia Fieback (Sportkursleiterin an der Universität Passau): Fragen zu Kurs, Grenzen der Selbstoptimierung, Technik im Sport, Selbstdarstellung - Interview mit Dominik Ludwig (Leiter des leistungsdiagnostischen Labors im Sportzentrum der Universität Passau): Grenzen der Selbstoptimierung, Technik im Sport - Interview mit den Gründern der App “Spoferan” Ferdinand Frank und Christian Teringl: Fragen zu App, Technik im Sport, Selbstdarstellung “We like to party” / “The Vengabus” - Vengaboys https://www.youtube.com/watch?v=_rvwoH22Y9s Instrumentalversion: https://www.youtube.com/watch?v=teCFOdKLIXA -> Länge: 30 sek “Get busy” - Sean Paul (Remix) https://www.youtube.com/watch?v=2roXL3-YLRE -> Länge: 7 sek

Ereignis Ort: Innstraße 41, 94032 Passau, Germany
Skript: Atmo 1: Fahrrad, Tennis, Fußball, Volleyball Dominik Ludwig: Selbstoptimierung Befragter 1: Selbstoptimierung Befragter 2: Selbstoptimierung (lacht) Befragter 3: Selbstoptimierung Befragter 1: Aus sich einen besseren Menschen zu machen. Körperlich gesehen, aber auch psychisch gesehen natürlich. Befragter 3: Dass man sich vielleicht persönlich verbessert, also was Charaktereigenschaften angeht, Stärken und Schwächen. Befragter 4: Ich vermute mal, dass man seine Leistung verbessert und das Maximum rausholt, zu dem man möglich ist. Befragter 5: Die Unternehmung, das Beste für sich selbst herauszuholen und seine Fähigkeiten bestmöglich umzusetzen und seine Schwächen auszubügeln. Befragter 6: Die Limits immer weiter pushen und einfach immer weiter die Skills ausbauen. Befragter 2: Genau das, was es heißt. Sich selber zu verbessern. Ansage (Svenja): Vom Couch-Potato zum Super-Me - Wie Selbstoptimierung die moderne Welt regiert. Ein Feature von Patrizia Fenzl, Svenja Lipp, Maximiliane Sammer und Weiwen Zhang. Musik (Sean Paul - “Get busy” (Remix)) Atmo 2: Übergang zu Sportkurs (Anweisungen von Sophia, Klatschen) Erzählerin (Svenja): Wir verlassen eine Halle voller schwitzender, entkräfteter, aber trotzdem glücklicher Studentinnen. die ein intensives Programm hinter sich haben. Studentin Sophia Fieback leitet zweimal in der Woche das Body-Workout an der Universität Passau und bringt damit ihre Teilnehmerinnen regelmäßig aus der Puste. Sophia Fieback: Ich fühle mich natürlich ausgepowert, aber auch ausgeglichen und das ist auch so das, was ich mit meinem Workout erzielen will. (lacht) Also zum einen sollen sie sich natürlich auspowern, weils gleichzeitig ein guter Ausgleich ist für die Uni. Aber ich will natürlich auch, dass es für sie körperlich was bringt, dass sie sich auch verbessern. Und es ist auch so geplant, dass das Workout sich von Kurs zu Kurs ein bisschen steigert, dass man halt auch einen Unterschied von Anfang zum Ende hin sieht. Und das wird dann meistens am Ende in so einem kleinen, in so einer kleinen Challenge dann auch bewiesen. Dass sie merken, sie haben sich auch verbessert. Maximiliane: Warum ist der Sportkurs deiner Meinung nach so beliebt? Sophia: Ich glaube zum einen liegt’s dran, dass die Gruppendynamik relativ gut ist. Das heißt die Mädels haben da auch keine Scheu hinzugehen, weil sie wissen es sind relativ viele dort, es wird nicht auf den Einzelnen so arg geachtet. Maximiliane: Denkst du es ist eines der Hauptziele deiner Kursteilnehmer einen definierten Körper zu erlangen, also sich selbst zu optimieren? Oder machen das viele nur als Ausgleich? (Geschrei von draußen, Türe wird geschlossen) Sophia: Ich würde sagen, das eine schließt das andere nicht aus. Also ich glaube, dass sowohl welche dabei sind, die si-, also die am Körper arbeiten wollen. Aber ich glaub, dass auch viele dabei sind, die’s wirklich als Ausgleich sehen, oder da auch viele mit ihren Freundinnen einfach hingehen, um so ein bisschen Abwechslung von der Uni zu haben. Maximiliane: Erlebst du auch frustrierte Teilnehmer in deinem Kurs? Sophia: Also bis jetzt habe ich (lacht) noch niemanden gesehen. Also es kommen immer mal welche nach dem Kurs auf mich zu und sagen: “Ja bei der und der Übung tut mir das und das weh”. Aber es ist jetzt noch nie jemand gekommen, der sagt, er kommt überhaupt nicht damit klar und er ist ganz frustriert. Eher im Gegenteil, ich bin schon vor den Semesterferien angesprochen worden, wo ich denn meine Übungen hernehme, weil es hilft ihnen so viel, sie würden das gerne weitermachen. Atmo 3: Sportkurs (Musik, Sophia: “Tief. Tiefer. Wir gehen ganz tief. Wir gehen hoch. Hoch. Wir sind oben. Wir nehmen den Kopf hoch.”) Svenja: Im Bezug auf Sport, was sind für dich positive oder negative Formen der Selbstoptimierung? Befragter 2: Es gibt negative Formen? Befragter 1: Positiv ist natürlich: Selbstoptimierung führt auch zu Gesundheit, also gesundheitlichen Fortschritten dann später. Befragter 5: Positive Ausprägungen sind definitiv normales Training in einem gesunden, sportlichen Bereich. Befragter 6: Aber wenn man eigentlich, ja, mei, alles ganz easy nimmt, dann ist das eher positive Richtung würde ich sagen. Dominik Ludwig: Mein Name ist Dominik Ludwig. Ich bin 29 und promoviere hier an der Uni in Sportwissenschaften und habe in dem Rahmen die Leitung fürs Leistungsdiagnostische Forschungslabor. Maximiliane: Hast du vorm Sport ein bestimmtes Ritual? Dominik: Ne. Kein Ritual. Kein, kein Talisman. Kein gar nichts. Maximiliane: Und denkst du, dass der Anreiz zur Selbstoptimierung daher kommt, weil man ein direktes Ergebnis sieht, also wie das trainierte Aussehen zum Beispiel? Dominik: Ich denke, wenn’s einem ums Aussehen geht, dann sicherlich. Aber ich glaube nicht, dass das alles, was mit Selbstoptimierung zu tun hat, direkt ein sichtbares Ergebnis bringt. Also Training, so wie wir’s - modernes Training ist nicht immer linear, das heißt, das ist nicht automatisch was ich mache und es wird gut danach. Also es wird auch mal schlechter eine Zeit lang, bevor es dann besser wird. Also ich glaube, das ist relativ naiv zu sagen: Ich mache jetzt alles richtig und es wird automatisch gut. Es gibt keinen der Sport macht, um schlechter zu werden. Das ist noch nie vorgekommen in der ganzen Geschichte. Atmo 4: Sportkurs (Musik und Schritte) Musik (Vengaboys - “We like to party”) Befragter 6: Ja, wenn man sich zu stark stresst, aber eigentlich nur im Amateurbereich unterwegs ist, dann kann das in eine negative Richtung gehen. Befragter 7: Negativ ist dann halt, wenn man krankhaft viel Sport macht, zu dünn wird oder Mittel nimmt, die Muskelaufbau unterstützen. Befragter 3: Negativ, dass man es vielleicht ein bisschen übertreibt, sich Steroide reinpumpt oder sonst was. Befragter 4: Negative Formen ist alles, was irgendwie mit Gewalt oder mit Zwang zu tun hat. Befragter 1: Also negativ ist auf jeden Fall find ich, wenn man irgendwann bisschen abhängig danach wird. Dass man den Drang dazu hat, sich die ganze Zeit zu optimieren, dass man immer was Besseres will. Befragter 5: Essstörungen und ähnliche Abnormalien der zu, zu starken Ertüchtigung sind auf jeden Fall negative Ausprägungen. Befragter 8: Wenn man halt irgendwie obsessiv damit wird, also wenn man Dinge halt einfach übertreibt, wenn man den Fokus dann nur noch irgendwie auf den Sport legt. Wenn man irgendwie, ja mit Aufputschmitteln oder sonst irgendwas versucht, sich irgendwie zu putsch-, zu pushen und ja halt einfach extrem übersteigert an die Sache rangeht. Da kann man eigentlich schnell auch auf so eine negative Sache dabei rutschen, denke ich mal. Svenja: Generell zur Selbstoptimierung im Sport: siehst du da irgendwelche Grenzen, dies oder halt eben dann wann es ins Negative abdriftet? Sophia: Ja, eine Grenze ist definitiv da drin zu sehen, wenn man Probleme mit der Gesundheit bekommt. Also wenn man zum Beispiel auch einfach nicht das Wissen hat, wie man es richtig ausführt, weil gerade auch so bei Apps, die dir sagen, wie du welche Übung machen kannst, ist halt trotzdem was anderes, als wenn man als Trainer dahinter steht. Das ist zum einen eine Grenze, also Gesundheit und Wissen, da sollte man sich dann auf jeden Fall lieber Hilfe suchen oder in einen geführten Kurs gehen. Und außerdem ist auch noch eine Grenze, dass das Training nur ein kleiner Teil ist von, sage ich mal, einem gesundem Leben, sondern dass da halt auch der Schlaf und die Ernährung, und alles andere noch dazugehört. Insofern ist das auch eine Grenze, dass das nicht miteinbezogen ist. Dominik: Wenn man jetzt die körperliche Leistungsfähigkeit ansieht, die hat natürlich irgendwo nen Deckel. Ja, der ist bei jedem individuell. Gibt’s so eine Grenze, wo man sagt, bis dahin kann man trainieren. Wo die genau liegt, dass kann man im Vorfeld nicht sagen. Aber wir sind uns einig, dass es eine gibt. Und es wird auch wenn man den Spitzensport angibt, irgendwann gibt’s Werte, wo man einfach nicht darunterkommt. Also es wird jetzt zum Beispiel niemand in fünf Sekunden 100 Meter sprinten. Also um jetzt mal ganz utopische Werte zu nennen. Also klar, da gibt’s einfach natürliche physiologische Grenzen, die man auch mit der besten Technik, mit dem besten Training niemals, niemals erreichen wird. Ja. Am Anfang mache ich mit wenig Aufwand viele Fortschritte, je höher mein Leistungsstand ist, um so mehr Zeit muss ich investieren, um diese kleinen 15/20 Prozent noch draufzupacken. Den Schritt zu gehen, das ist eine Grenze, die viele einfach nicht leisten können, wenn sie nebenher noch Familie haben, wenn sie nebenher noch Beruf haben. Atmo 5: Babygemurmel Befragter 8: Als frischgebackener Vater ist es einfach so, dass ich kaum noch irgendwie dazukomme, mir die Zeit einfach lieber für, zum Beispiel die Kleine nehme oder dann halt die andere Arbeit (Gemurmel im Hintergrund), die so liegen bleibt. Atmo 6: Babygemurmel Atmo 7: Sportkurs, Ticken einer Uhr, Sportkurs (“Tief. Wir gehen hoch”), Alarm Befragter 6: Man legt sich dann die Ausrede zurecht, dass man die Zeit nicht findet, was wirklich eine Ausrede ist, weil man könnte jeden Tag bestimmt eine halbe Stunde irgendwie freischaufeln. Dominik: Es ist ja selten eine Frage von Zeit eigentlich. Es ist immer neie Prioritätenfrage. (Patrizia: Okay, ja.) Will ich trainieren, ist es mir was wert oder nicht. Weil keiner kann mir sagen, er hat nicht eine Stunde Zeit irgendwo, irgendwo noch frei. Also das lass ich nicht gelten das Argument. Weil wenn ich meinen eigenen Tag durchgehe, oder ihr könnt ihr mal machen, geht mal euren Tag durch und überlegt mal, ob nicht irgendwo eine halbe Stunde oder eine dreiviertel Stunde frei wär. Und wenns nur ist, dass ich sage, stehst halt um sieben auf oder um sechs. Also die Zeit haben, hat jeder. Es ist nur immer Priorität, ist es mir Wert die Zeit dafür zu investieren. Svenja: Betreibst du selber sportliche Selbstoptimierung? Befragter 2: Ich denke doch. Also jeder, der Sport macht, will besser werden. Befragter 6: Ja, eigentlich täglich. (lacht) Befragter 1: Schon eine Weile her. Zwei, drei Jahre. (lacht) Also ich glaube, Selbstoptimierung ist es nicht. Ist eher so Auslauf in der Woche mal, zwei-, dreimal Sport, aber Selbstoptimierung: früher ja, jetzt nicht mehr so. Habe nicht mehr so die Muse dafür. Befragter 3: Selbstoptimierung, ja. Also ich könnte ein bisschen mehr Selbstoptimierung in Bezug auf Sport betreiben. Befragter 5: Ähm, ja. In der positiven Art und Weise. (lacht) Ich mache Fitness und ich geh zum Fechten. Befragter 4: (lacht) Also ich mache zwar Sport, aber ich denke da nicht viel darüber nach (lacht). Svenja: Okay. Also mehr als Ausgleich als als Selbstoptimierung und -? Befragter 4: Ja genau, einfach nur als, dass ich was tue und dass ich mich gut fühle und ja. Svenja: Okay. Also ja eigentlich auch eine Form der Selbstoptimierung, wenn man so will. Befragter 4: Ja, wahrscheinlich. So zum, ja. Ja klar, ich will ja mein Bestes, also, das beste Ich sein, das möglich ist, ja. (lacht) Atmo 8: Sportkurs (Musik, Sophia: “3, 2, 1, Sprung!”) Svenja: Bist du dabei irgendwie in Kontakt mit technischen Hilfsmittel gekommen, sei es Apps oder Smartwatches, irgendwas in die Richtung? Befragter 6: Ja beim Laufen jetzt zum Beispiel Pulsuhren. Dass man da einfach Trainingssteuerung hat. (Gerede im Hintergrund) Beim Fahrradfahren Videoanalyse. Dass man da die Bewegung besser, ja, analysieren kann. Die Fehler besser analysieren kann, eine Fehleranalyse einfach durchführen kann. Befragter 5: Mhm. Hab ich probiert. Vor allem insbesondere Apps jetzt, aber hat mir nicht getaugt. Die haben mir keinen wirklichen Vorteil gebracht. Befragter 3: Habe ich bisher gar nichts benutzt, also weder Apps noch Smartwatch noch sonstiges. Befragter 9: Also, technische Geräte überhaupt nicht. Also, vielleicht eine Zeit lang mal öfter ins Fitnessstudio gegangen mit Plan und Ernährung und alles kombiniert, aber dann auch schnell gemerkt, dass das irgendwie auch keinen Spaß macht auf Dauer und deshalb eigentlich jetzt eher just for fun. Erzählerin (Svenja): Auch Bodyworkout-Coach Sophia sieht in ihrem Kurs vermehrt den Einsatz von technischen Helfern. Sophia: Also grundsätzlich würde ich sagen, Apps sind, also jetzt Smartwatches sind schon sinnvoll. Ob jetzt da viel benutzt werden, kann ich aufgrund der Menge nicht sagen. Man sieht sie natürlich immer wieder, ich benutze ja selber auch eine. Ob es sinnvoll ist, ist so eine Sache. Ich glaube es ist für Anfänger, die sich jetzt gerade mit Sport erst, also so sportlich betätigen am Anfang, ist es relativ sinnvoll, weil sie so ein bisschen ein Gefühl dafür bekommen: Wieviel muss ich für was machen? Was macht so ein bisschen Sinn? - Da sind dann die Fortschritte auch eher erkennbar, also dafür ist es denke ich schon sinnvoll. Aber in meinem Kurs selber ist es glaube ich nicht notwendig. Svenja: Ist in deinen Augen der Einsatz von Technik, also jetzt im Besonderen im Sport, al- nur als Bereicherung zu sehen oder siehst du da auch negative Auswirkungen? Sophia: Also wenn man jetzt unter Technik zum Beispiel auch die Musik, die ich verwende, mitfasst, das würde ich sagen, ist definitiv nur eine Bereicherung. Also auf die Smartwatches bezogen, würde ich sagen, ist es nicht nur eine Bereicherung, weils zum einen auch ablenken kann beim Training gerade, dass man immer wieder drauf schaut und sich dann halt auch davon abhängig fühlt. Das finde ich so einen großen Nachteil auch und was mich immer, also mir wurde immer gelehrt oder das ist mir auch so gelehrt worden, dass man lieber auf den Körper hören sollte und so ein bisschen, irgendwann, wenn man sich öfter sportlich betätigt, dann gibt dem Körper, gibt der Körper auch einige Anzeichen. Da braucht man auch eigentlich gar nicht auf die Uhr schauen. Und die sind auch meistens, oder manchmal ziemlich ungenau. Erzählerin (Svenja): Bildschirme, Kabel, ein überdimensionales Laufband. Ein bisschen wie in einem Science Fiction Film. Doch werden hier nicht etwa Avatare für eine moderne Kampfarmee trainiert - in diesem Raum arbeitet der Sportstudent von heute an seinen körperlichen Fähigkeiten. Aber hier läuft nichts ohne ihn, Dominik Ludwig. Anstatt von Elixieren und Cybertech nutzt er analytische Methoden zur Leistungserfassung und Steigerung der zeitgenössischen Sportfreaks. Weiwen: Nutzt du selbst Technik im Sport zur Selbstoptimierung? Dominik: Ja gut, ich leite das Labor für Leistungsdiagnostik, wenn ihr euch umschaut, ist ein bisschen Technik da. Klar, also ich habe jetzt keinen Fitnesstracker oder sowas, aber klar, also die Möglichkeiten, die wir heute haben mit der Dokumentation von Training, mit der Auswertung von Training, die technisch unterstützen, die sind ganz ganz anders, als ich angefangen habe, wo wir es mit Stift und Zettel gemacht haben oder irgendwelchen Excel-Tabellen. Klar. Ich glaube nicht, dass es nötig ist, aber es macht vieles einfacher. Erzählerin (Svenja): Auch Fitnessstudioleiter Dominik Ludwig sieht die technischen Entwicklungen im Sportbereich kritisch. Dominik: Also ich sage mal, das beste Werkzeug muss man trotzdem noch benutzen können irgendwie. Also ich benutze die Technik, oder wir benutzen die Technik im Leistungssport, weil wir wissen, wie wir mit den Daten umgehen müssen, nicht zur bloßen Datensammlung, damit das nach außen schön aussieht. Ich glaube, dass da sehr viel benutzt wird, ohne das reflektiert auszuwerten. Weil man kann ja heute alles erfassen. Jetzt gehen wir einfach nur in die GPS-Tracker-Geschichten rein, wo ich dann posten kann, wie viele Schritte ich gemacht habe. Ich glaube, dass da wenig ausgewertet wird, sondern einfach viel dargestellt und und und ich glaube nicht, dass die Benutzung von Technik alleine der goldene Weg ist, um besser zu werden. Es kann helfen, aber da muss man auch wissen, wie. Erzählerin (Patrizia): Viele von uns benutzen sie täglich – Sport Apps. Ob die „Health-App“, die Schritte und Distanzen misst, oder eine 30-Tage Fitness-Challenge, sie alle dienen der sportlichen Selbstoptimierung. Ab Herbst 2018 soll es beispielsweise die App „Spoferan“ geben, die ein neuartiges Konzept verfolgt. Durch die Anwendung kann sich der Nutzer über aktuelle Sportevents, wie zum Beispiel Marathons, informieren und sich dafür anmelden. Auch können Trainer ein Profil erstellen und ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Ebenso können auch Veranstalter für ihre Wettkämpfe werben. Die Idee zur App stammt von den Passauern Ferdinand Frank (23) und Christian Teringl (29), die die App als junges Start-Up-Unternehmen vermarkten möchten. Patrizia: Wie seid ihr jetzt eigentlich auf die Idee für Spoferan gekommen? Christian Teringl: Ja, das kommt auch durch den eigenen sportlichen Hintergrund bei uns beiden. Wir haben halt wirklich über lange Zeit gesehen, was es für Probleme letzten Endes im Sportbereich gibt. Sind auch vom Ehrenamt her geprägt, sozusagen, dass wir auch da gesehen haben, welche Seiten oder welche Probleme, dass es auf Seiten der Vereine auch gibt, und man denkt sich halt dann mit der Zeit schon, dass es eigentlich irgendwo auch eine Lösung heutzutage geben sollte. Wenn man sich dann zu einem Netzwerk zusammenschließt, beispielsweise über unsere Plattform, letzten Endes, dann kann halt diese eine Plattform sozusagen die Probleme für alle lösen. Atmo 9: Vogelgezwitscher, Jogger Ferdinand: Also ich Persönlich nutze jetzt vor Allem im Fitness-Bereich schon ne Smart-Watch, also nen Fitness-Tracker. Hab ich jetzt grad nicht an, aber genauso, das hilft einfach auch, den Puls zu messen und das Ganze, um generell das Krafttraining aufzuzeigen. Und ich find vor Allem auch, wenn man jetzt in den Ausdauerbereich geht, sehr hilfreich, um einfach mal so nen Puls zu sehen. Konkrete Situation war vor 2 Jahren auch in Thailand, beim Laufen bei 40 Grad und da hilft es dann halt schon, wenn man sieht, dass der Puls jetzt schon bei 195 ist, dass man dann doch langsam mal bisschen ne Stufe runter schrauben sollte. Also insofern finde ich so Fitness-Tracker eigentlich schon sehr hilfreich und helfen einem einfach auch, um einfach sich selber im Sport auch zu optimieren. Patrizia: Und seht ihr den Einsatz von Technik im Sport dann eher positiv oder denkt ihr, dass dadurch auch so eine Art Negativspirale entstehen kann? Also zum Beispiel dass man eben Sucht nach so Erfolgserlebnissen, wie zum Beispiel, dass die Fitnessuhr halt dann eben so leuchtet, wenn man gewisse Kalorienverbrauchsanzahl oder so erreicht hat (lachen) oder wenn man halt immer seine Sixpack-Fotos auf Instagram postet oder so. (lachen) Ferdinand: Ich mein, das hat beides Vor- und Nachteile, sowohl das Training bzw. der Sport ohne technische Hilfsmittel als auch mit. Sie können am Anfang vor allem helfen, sich selber zu motivieren, aber ab einem gewissen Punkt ist es dann auch oft hilfreicher, wenn man die Technik mal wieder nach hinten, in den Hintergrund rücken lässt und sich mal wieder selber auf sein eigenes Gefühl konzentriert. Patrizia: Um auf Instagram zu sprechen zu kommen. Das ist ja schon so eine Art Selbstdarstellungsapp oder ja, kann halt eben so eine Art Selbstdarstellungsplattform sein, die das Sportlerleben sehr optimiert darstellen kann. Wie steht ihr persönlich zu sowas? Ferdinand: Also ich persönlich nutze, also bin auch täglich auf Instagram. Gerade auch im sportlichen Bereich finde ich es sehr interessant. Wobei jetzt natürlich, wir momentan in einer Phase sind, wo Instagram immer mehr von so Influencern die Oberhand nimmt und jeder möchte irgendwie sich selber positiv darstellen auf Instagram. Jeder möchte irgendwie berühmt werden, sodass jetzt mittlerweile schon bisschen too much wird, meiner Meinung nach. Aber ich, wie gesagt, wenn jetzt jemand sich durch Instagram motivieren kann, sodass er dort, irgendwie sich selber, seinen sportlichen Werdegang sozusagen präsentiert, dann finde ich es natürlich super, wenn das nochmal zusätzlich motiviert. Sophia: Ich glaube, dass es durchaus problematisch ist, weil das natürlich, dadurch, dass es jetzt gerade so populär ist und man eigentlich auch gar nicht daran vorbeikommt, irgendwas zu sehen, dass das auf jeden Fall einen Druck aufbaut in der Gesellschaft und, dass es eben auch wieder verschiedene Typen gibt, die da den Druck, die den Druck dann verschieden auch wieder abbauen, also da sehe ich schon ein Problem drin. Und ein zweites Problem seh ich vor allem drin, dass, wenn man grad so Bilder sieht, oder Werbung, in Sachen Fitnessshakes et cetera, denkt man immer, dass das ganz super einfach geht und problemlos sozusagen und man sieht da oft die Anstrengung, die dahinter steht, eigentlich gar nicht. Und ich glaube, dass das oft dazu führt, dass man frühzeitig auch wieder abbricht. Und vieles Verschiedenes ausprobiert, weil es suggeriert wird, aber einfach dadurch, dass man die Disziplin dahinter nicht erkennt, eben frühzeitig aufhört. Aber das ist auch wieder typenabhängig. Maximiliane: definierten Körper Befragter 1: Körperlich gesehen Befragter 4: Am Körper arbeiten Dominik: Geht’s leider meistens um Optik Patrizia: Also ist eigentlich die Optik der Hauptanreiz, warum man ins Fitnessstudio geht? Oder warum der normale Student jetzt da das Fitnessstudio besucht? Dominik: Zu 95 Prozent ja. Also die anderen haben Rückenschmerzen und die restlichen (lachen) wollen einfach so und so aussehen. Ich kriege teilweise auch Bilder zugeschickt: Ich will aussehen wie die. Patrizia: Sein sportliches Ziel klar vor Augen zu haben. Absage: Das war das Feature zum Thema “Vom Couchpotato zum Super-Me - Wie Selbstoptimierung die moderne Welt regiert” von Patrizia Fenzl, Svenja Lipp, Maximiliane Sammer und Weiwen Zhang, produziert am Zentrum für Medien und Kommunikation der Universität Passau 2018. Atmo 10: Sportkurs (Anweisungen von Sophia, Klatschen) Befragter 1: Selbstoptimierung Befragter 2: Selbstoptimierung (lacht) Befragter 3: Selbstoptimierung Atmo 11: Sportkurs (Sophia: “4, 3, 2, 1. Einmal lockern. Tief durchatmen.”) Befragter 1: Selbstoptimierung Befragter 2: Selbstoptimierung (lacht) Befragter 3: Selbstoptimierung Atmo 12: Sportkurs (Sophia: “Tief durchatmen. Tief durchatmen. Tief durchatmen.”)
Upload Datum: 09.07.2018

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FeatureVom Couchpotato zum Super-Me - Wie Selbstoptimierung die moderne Welt regiert (20min-Version) 09.07.2018
O-TonO-Ton Dominik Ludwig 08.07.2018
FeatureVom Couchpotato zum Super-Me - Wie Selbstoptimierung die moderne Welt regiert (10min Version)08.07.2018