Genau hinschauen und aufhorchen

06.06.2015

Wer wollte nicht schon immer mal gerne in ein Erstaufnahmelager für Asylbewerber schauen? Und was passiert eigentlich mit den Mitarbeitern eines Baumarktes, der Pleite geht? Alles verfällt, die Kunden gehen auf Schnäppchenjagd, feilschen um jeden Cent, reißen die Waren aus den Regalen, es beginnt durchs Dach zu regnen, Verfall allenthalben. Da werden die Mitarbeiter zu Helden: sie versuchen, sich gegen den Niedergang, die allgegenwärtige Zerstörung zu stemmen, ihm standzuhalten. Und die Kamera ist dabei, beobachtet, zeigt was passiert. Das geht auch mit dem Mikrofon. Der Autor begleitet drei Trauerredner, bei ihren ersten Besuchen bei Hinterbliebenen, bei ihren Reden, bei privaten Aktivitäten. Aufklären, informieren durch Hinschauen und Hinhören auf das, was ist. Weniger zurückhaltend waren da zwei Hördokumentationen: die eine recherchierte die Umstände des Todes von Oury Jalloh, der im Polizeigewahrsam an Händen und Füßen gefesselt, verbrannte. Er soll sich selbst angezündet haben, es gab Gerichtsverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung. Die Autorin fasste nach, gab Gutachten in Auftrag, die die These der Selbstverbrennung mehr als in Frage stellen, sie blieb hartnäckig, fragte und forschte. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft erneut. Hart recherchieren mussten auch die Autoren, die sich mit den Folgen der Austeritätspolitik befassten, um zu zeigen dass Sparen im privaten Haushalt etwas anderes ist als Sparpolitik von Staaten – und dass sie keineswegs so alternativlos ist, wie die Schlagzeilen suggerieren. Zwei investigative Arbeiten, die zeigen, was das Dokumentarische auch kann: aktiv eingreifen in aktuelle gesellschaftliche Diskurse, Informationen liefern. Dokumentarfilme und Hördokumentationen können Bollwerke sein gegen die tägliche Informationsflut

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