Frankfurter Buchmesse

Content is king

Die große Content-Diskussion auf der Messe war keine. Angekommen ist ohnehin nicht, was Juristen und Ökonomen umtreibt: wie ein Inhalt kostengünstig in mehreren, unterschiedlichen Medien verbreitet werden kann. Der Übersetzerin fiel nur ein, daß Content Inhalt heißt, der Lektorin, daß viele Firmen für diverse Content-Management-Systeme Texte anfordern. Am Stand des ersten deutschen Fachbverbands für  virtual reality hingegen war die Parole „content is king!“ Technik ist leer und tot, ein Drucker braucht einen Text, eine Kamera muß etwas aufnehmen, ein Mikrofon auch, ein Sender ohne Sendung ist sinnlos. Content muß her, Geschichten, ob erfunden oder dokumentiert. Geschichten, die sich zwischen Buchdeckeln packen lassen, aus Kopfhörern klingen können, uns über Brillen in künstliche Welten versetzen oder am Bildschirm verzaubern. Immer die gleiche Geschichte. Aber sie ist nicht gleich, sagt der Student des Kommunikationsdesigns, und die Buchkünstler werden zustimmen, die Form bestimmt den Inhalt mit: „form follows function“ wissen Designer und Architekten. „form follows content“ möchte man übertragen, dabei fordern die content-Diskutanten das Umgekehrte: content follows function: erst die Technik, dann der Inhalt. Aber was ist dieser Content? Er ist die Idee einer Geschichte, etwas Immaterielles, etwas Geistiges. Er ist ein metaphysische Inhalt, der sich erst noch in der jeweiligen Form mit Hilfe der jeweiligen Technik materialisieren muß. Die Frage, vor der die Juristen und Ökonomen stehen, ist vielleicht vertrackter, als sie meinen: wie läßt sich metaphysischer Inhalt quantifizieren und qualifizieren damit er bezahlbar und justiziabel wird? Daß die Content-Diskussion in diese Richtung geht, wird Konsequenzen haben, die in die Zukunft weisen.