Dokka 4 Tag 4

Am Abend gab es die Preise. Die Jury hatte getagt, ihre Entscheidung bekanntgegeben und ausführlich begründet (nachzulesen auf www.dokka.de). Begonnen hatte er mit der Vorführung von 6 Einreichungen zum Kurzdoku-Wettbewerb, die sehr schön deutlich machten, was in diesem Bereich möglich ist, von Reportage-Formen über ausgefeilte Collagen bis hin zu Hörspielartigem waren alle Ausprägungen von Hördokumentationen vertreten. Die Genre-Grenzen werden fließend, ein Schade muß das nicht sein, es schärft die Wahrnehmung und unterhaltsam war es obendrein. Susanne Franzmeyer freute sich sichtbar über den 1. Platz, sie war per skype zugeschaltet.   Die Jury hatte offenbar nach Neuem gesucht, spannenden Ansätzen. Und sie wurde fündig. Bei Christian Lerchs Hördokumentation „Papa, wir sind in Syrien“ beeindruckte sie die Verwendung von voicemails, Audiomaterial, das in dieser Form erstmals genutzt wurde. Ob das zum Modell werden kann, daß das Private derart öffentlich (und politisch) wird, muß man sehen. Der dokka Preis der Stadt Karlsruhe ging an Jan Soldats Film über die Adult Babies „Happy Happy Baby“.  Auch hier lobte die Jury die formale Gestaltung, das Format 4:3, die statische Kamera, die Konzentration auf die Protagonisten. Und bei Eli Roland Sachs „Bruder Jakob“ hob die Jury hervor, daß die Kamera zum Dialogpartner der beiden Brüder werde. Dabei kann sich auch der Zuschauer dem Thema behutsam nähern, der Frage, warum für Jakob auf einmal religiöse Sinnsuche so wichtig wurde.       Von  den Beiträgen  am letzten Tag des Festivals gewann keiner. Sicher nicht, weil dabei das Thema Scheitern im Mittelpunkt stand ging. Scheitern als Chance, Scheitern als Daseinsform, Scheitern als individuelles und sehr persönliches Phänomen. Die Hördokumentation von Rilo Chmielorz „Scheitern ist.“ gab das Thema vor, schritt es ab in all seinen Facetten mit vielen Gesprächen und Erzählungen, die sich im Kinoraum wunderbar ablösten, überlagerten im Stereo-Pamorama. Der Hörer konnte sich entscheiden, wem er folgen wollte und mancher fühlte sich dabei dem Scheitern nahe. Begonnen hatte der Tag mit „Meuthens Party“, von Marc Eberhardt, der den Spitzenkanditat der AfD im Banden-Württembergischen Landtagswahlkampf mit der Kamera begleitete. Er kam ihm nahe, scheiterte aber letztlich nicht in seinen Bemühungen, Distanz zu wahren. Dennoch blieb die Frage, was durfte er zeigen, was nicht.   Ums Zeigen ging es auch Philpp Hartmann, der seine Reise zu 66 Kinos in der Republik dokumentierte. Womit haben die kleinen, die kommunalen Kinos heute zu kämpfen. Viele können nicht mehr mithalten mit den neuen Vorführ-Techniken und der Konkurrenz der Multiplexe und online-Mediatheken. Das Fazit bleibt dennoch positiv: Wandel ist angesagt, nicht Untergang!   Der letzte Film der Festivals war wiederum eine sehr persönliche Geschichte, die des Autors zu einem Jugend-Freund der im Drogensumpf versank, aber nach seinem Tod ein berührendes Tagebuch hinterließ. „Zaunkönig“ ist das Dokument eines Scheiterns, nicht nur des Freundes, auch des Autors, dem es nicht gelang, dem Freund zu helfen.   Geradlinig waren die Geschichten des letzten Tages, konzentriert auf ihr Thema, konzentriert auf die dazu passende Form, die ihm nichts überstülpen sollte. Das machte sie stark.