DokKa 4 Tag 3

Quelle Internet

Das world wide web liefert Töne und Bilder ohne Ende, ein weites Feld für Künstler, Autoren, Filmemacher  und Journalisten. Marc Lee beschäftigt sich schon lange mit den sozialen Netzwerken, den Klicks und Likes, den aufploppenden Meldungen, gesendet von wem auch immer, häufig von Bots, kreiert von Algorithmen. Der Medienkünstler hat seinerseits einen Bot programmiert, der nach Begriffen, Parteien und Namen sucht, und die Posts dazu auf Twitter, youtube und Instagram zu einer TV-Show der besonderen Art vermischt. Dazu wie breaking news die Zahlen der Beiträge zu Merkel und Schulz. Das alles huscht vorbei und beeindruckt durch seine Flüchtigkeit. Ein Bild bleibt hänagen, ein Satzfetzen und die Statistiken. Der Strom aber endet nie, erzeugt sich permanent selbst.Die Kommentare scheinen sich selbst zu kommentieren, alte Meldungen nur neue zu erzeugen. Und Zahlen suggerieren Wirklichkeit. Die Autoren der Hördokumentation „Schöner neuer Wahn“ klinken sich ein in diesen Strom, wollen eingreifen und sehen, ob und wie es funktioniert, eine Verschwörungstheorie  zu verbreiten. Sie produzieren ein Video über Abhöreinrichtungen in Rauchmeldern und stellen fest, daß ihre Verbreitung kaum aufzuhalten ist. Löschen zwecklos. So entstehen Blasen, in denen sich Menschen gleicher Meinungen finden, die sie sich aus Posts zusammenbasteln. Auch wenn sich nicht hinter jeder Meinung eine Verschwörungstheorie verbirgt, die Blasen gibt es – bis Argumente aus der Wirklichkeit sie zum Platzen bringen. Aber was hören wir? Video-Ausschnitte und Interviews, ansonsten ist das Internet stumm. Laut und lebendig wird es erst, wenn die Wirklichkeit einbricht und Reichsbürger zur Waffe greifen. Auch Rudolf Elmer nutzt das Internet, um seinem Unmut Luft zu machen. Ohne Wikileaks wäre der Whistleblower kaum erfolgreich gewesen. Und was war auf den ominösen CDs die er vor den Augen der Weltpresse Julian Assange überreichte? Ein selbst gesungenes Lied! Angehört hat das keiner. Aber angeklagt wurde er deswegen trotzdem. Und die Daten waren längst im Netz und erschütterten das eherne Bankgeheimnis der Schweiz. Und wieder erwies sich die Wirklichkeit als spannender im Vergleich mit dem Netz. Wollen wir wirklich wissen, was dort passiert? Können wir es tatsächlich erfassen und dokumentieren? Oder reicht unsere Vorstellung davon aus?Aber die, ihre  Wirkungen in der Realität, die Reaktionen der realen Menschen sind entscheidend für das was passieren soll. Bestätigt das nicht „Vreme“, der Film, der sich den Grundfragen des Lebens, auf die das Internet keine Antworten hat, zuwendet? Er handelt vom dörflichen Leben auf dem Balkan, von angekündigten Besuchen, von Freude, Enttäuschung, Hoffnung und Tod.

Viel Stoff für Gespräche auf der Party am späten Abend.